Die Kinder

 

Drei Tog vor Weihnochtn, de Kinder schlofn.

Sie überlegt hin und her, wia soi i des schoffn?

Ka Göd mehr im Börsl und Schuidn gmocht,

hot goaweit bei Tog und a bei Nocht.

Fünf Kinder, und jeds soi a Packerl kriang.

Fünf Kinder und koa oanzigs soi frian.

 

Sie sitzt gaunz alloa do und denkt aun iahn Maunn.

Der is wegbliem, in Russlaund und kimmt nimma hoam .

An Christbam, wo kriag i den jetzt her?

Des Göd is knopp, i schoff  des net mehr.

An Christbam muass ma afoch haum,

wo de Kloan doch no auns Christkindl glaum.

 

Sie ziagt se woam aun, draußen is koid,

nimmt a Hockn, a Latern und geht in Woid.

Ihr Lebtog laung hots no nia wos gstoin

doch heit...heit muass an Christbam hoin.

 

Wias hoam kimmt is hoib dafruan und voi Schnee,

da Christbam is kloa, und net grod schee.

Owa mit de Strohstern und mit de Stanitzel

und dem Engel, gaunz oben aum Spitzl,

do is er auf oamoi so schen, sie muass lochn.

De Kinder wean Augen mochn!

 

Wieder drei Tog vor Weihnochtn, de Kinder, wo sans?

Koa Zeit haums, es kummt kans, net amoi ans.

Joahzente speda im Oitasheim

Sie denkt aun de Kinder, aum liabsten täts schrein.

Die Kinder

 

Drei Tage vor Weihnachten, die Kinder schlafen.

Sie überlegt hin und her…wie soll ich das schaffen?

Kein Geld mehr im Börsel und Schulden gemacht,

gearbeitet hat sie bei Tag und bei Nacht.

Fünf Kinder, und jedes erhofft Weihnachtsgaben,

fünf Kinder, und jedes soll warm es haben.

 

Sie denkt an ihren Mann, sitzt da, ganz allein,

er kam aus Russland nicht mehr heim.

Einen Christbaum…wo bekomme ich den her?

Das Geld ist knapp, ich schaff´ das nicht mehr.

 

Das Christkind bringt den geschmückten Baum,

das ist für die Kleinen der schönste Traum.

Diesen Glauben an Wunder will sie ihnen schenken

solange sie noch so kindlich denken.

 

Sie zieht sich warm an, draußen ist´s kalt,

nimmt Beil und Laterne und geht in den Wald.

Ihr Leben lang hat sie noch nie gestohlen…

doch jetzt wird sie einen Christbaum holen.

 

Spät kommt sie heim, halb erfroren, voll Schnee,

die Finger blau und das Kreuz tut ihr weh.

Doch sie hat ein Bäumchen, ein wenig klein,

es scheint nicht unbedingt das Schönste zu sein.

Doch mit den Strohsternen und den Stanitzel,

mit dem goldenen Engel oben am Spitzel,

da ist er auf einmal schön, sie muss lachen.

Die Kinder werden Augen machen!

 

Wieder drei Tage vor Weihnachten, sie wartet und hofft,

dass die Kinder kommen, umsonst, wie so oft.

Jahrzehnte später, im  Altersheim

und denkt an die Kinder, doch sie bleibt allein.