Die Fee im Internet

 

Es war einmal eine ältere Fee. Was niemand vermuten würde, aber Feen können nicht ewig Wünsche erfüllen, die magischen Kräfte werden mit der Zeit immer schwächer und ihre Zauberkraft war schon etwas verbraucht. Manchmal, wenn sie es der Mühe wert fand, wollte und konnte sie noch jemandem einen Wunsch erfüllen.Sie ging sehr sparsam mit ihren Kräften um, sie wählte sehr sorgsam und mit Bedacht den Menschen aus, den sie glücklich machen wollte.

Sie erfüllte auch nicht mehr wie in jungen Jahren drei Wünsche, sondern sie beschränkte sich auf Einen. Sie hatte oft gesehen, wie Menschen sorglos mit ihren erfüllten Wünschen umgingen, wie schnell sie vergessen hatten, dass so ein erfüllter Wunsch etwas ganz besonderes ist. Auch aus diesem Grund wählte sie sehr sorgsam aus. Nun ist es ja so, dass Feen früher hauptsächlich im Wald unterwegs waren um Menschen mit unerfüllten Wünschen zu begegnen.Heutzutage ist es eher selten, dass jemand im Wald einer Fee begegnet, aber möglich ist es allemal.

Diese Fee, von der ich euch erzähle, hat lange Zeit im Wald keinen einzigen Menschen getroffen, der es wert gewesen wäre, ihn glücklich zu machen, ihm einen Wunsch zu erfüllen. Ja, und weil es die Fee auch glücklich gemacht hätte, (sie hatte ja ,wie gesagt, schon lange keine Möglichkeit dazu) so beschloss sie ganz unkonventionelle Wege zu beschreiten,sozusagen unbekanntes Terrain zu erkunden.

Sie machte sich also auf um zu sehen welche Möglichkeiten es denn so gäbe. Schließlich, und ihr habt es sicher schon erraten, hat sie das Internet entdeckt, und fasziniert festgestellt, das dies doch ideal wäre um möglichst viele Menschen zu erreichen. Schnell machte sie sich mit den Gepflogenheiten vertraut und dann registrierte sie sich in einem Forum. Oh, das war eine Freude, aber auch eine Plage, weil es sehr schwer war für die Fee, zu erkennen welcher dieser Menschen wirklich geeignet war, sie konnte sich ja kein „Bild“ machen, eben nur virtuell, sie musste darauf vertrauen, dass diese Menschen die Wahrheit schreiben! Sie hatte einige Versuche unternommen, und wahrlich, sie war entsetzt was da so geschah, andererseits hatte sie auch erlebt, dass viele wirklich „gut“ waren, denn um von einer Fee einen Wunsch erfüllt zu bekommen, muss man ein guter Mensch sein, das war immer so und das wird immer so sein. Aber selbst ein guter Mensch, auch das hatte die Fee einige Male erlebt, kann manchmal, nach der Erfüllung seines Wunsches etwas größenwahnsinnig werden, sprich, er glaubt dann etwas Besonderes zu sein, was ja bis zu einem gewissen Grad stimmt, weil sonst hätte die Fee ja nicht.....

Kurz gesagt, manche können mit so einem Geschenk gar nicht umgehen und treten es mit Füssen, tun so, als ob sie niemals eine Fee nötig gehabt hätten ! Nun, ihr könnt euch sicher vorstellen, dass es für die Fee gar nicht einfach war, den richtigen Menschen zu finden, aber eines Tages geschah es doch !

Er hat eigentlich sie entdeckt, mit ihr Kontakt aufgenommen, ohne zu ahnen, welch Glück er damit hatte, gehofft und geträumt hat er eventuell davon, aber er ahnte nicht, dass sein Wunsch in Erfüllung gehen wird.

Die Fee hat sorgfältig geprüft, abgewogen und überlegt, sie hat es nicht auf die leichte Schulter genommen, denn so eine Entscheidung muss ja wohlüberlegt sein. Sie hat sich den Menschen angeschaut, mit ihm geredet, nachgeschaut was dieser Mensch so macht und sich schließlich entschlossen, ihm einen Wunsch zu erfüllen. Warum gerade ihm, werdet ihr euch zu Recht fragen...ganz einfach, weil sie fand, dass sein Wunsch eigentlich bescheiden und verständlich war,zumindest nach der Meinung von Feen, denn die meisten Menschen wünschen sich nämlich Reichtum, mit dem sie dann gar nicht zurechtkommen.

Dieser Mensch also, es war übrigens ein Mann, nicht mehr ganz jung, aber auch noch nicht alt, dieser Mann wünschte sich eine Gefährtin. Es war sein sehnlichster Wunsch ! Er wünschte sich eine verständnisvolle, liebevolle, zärtliche Gefährtin, die für ihn da ist, die ihm ihr Herz schenkt und die ihm immer zur Seite steht. Ja und hübsch sollte sie sein.....

Die Fee fragte ihn natürlich ein wenig aus, über seine Vergangenheit, warum er denn so eine Gefährtin noch nicht gefunden habe und was man halt als Fee so alles fragen muss. Er erzählte von seinen Bemühungen, von seinen gescheiterten Beziehungen, immer wurde er von undankbaren Frauen verlassen. Frauen, die es nicht zu schätzen wussten was sie an ihm hatten, wo er doch so ein guter Mann sei ! Er weinte sogar ein wenig, was die Fee in ihrem Vorhaben bestärkte, ihn, ja gerade ihn, glücklich zu machen.

Und das war ein Fehler,wie sich herausstellen sollte...ein Fehler, der einer Fee eigentlich nicht passieren sollte, aber davon später.

Eines Nachts setzte sie sich an das Bett der schlafenden Frau, die sie ausgesucht hatte. Sie hatte vorher natürlich festgestellt, dass diese Frau sehr liebevoll und verständnisvoll war. Sie war also die geeignete Gefährtin. Jetzt musste sie sich nur noch in den Mann verlieben. Und hier half die Fee ein wenig nach, sie streute eine Prise glitzernden Liebesstaub auf das Herz der Frau, sie tupfte ein tröpfchen Liebesöl auf die Schläfen der Frau.

Am nächsten Tag sorgte sie dafür, dass die Beiden sich trafen....und das Schicksal nahm seinen Lauf !

Das Schicksal nahm also seinen Lauf, und als die Fee, was sie manchmal nach erfüllten Wünschen tat, nach ein paar Wochen heimlich Nachschau hielt, da sah sie ein glücklich verliebtes Paar. Zufrieden lächelnd zog sie sich in den Wald zurück.

Nach vielen Monaten im Wald wurde der Fee langweilig, also begann sie, einige Menschen zu beobachten, deren Wünsche sie erfüllt hatte. Was sie sah, gefiel ihr meist nicht, denn, wie so oft, gingen die Menschen mit dem Glück nicht sorgfältig um.

Eines Tages sah sie auch die liebevolle, verständnisvolle Gefährtin wieder, und was sie sah, bestürzte die Fee sehr. Beinahe hätte sie die Frau nicht wieder erkannt. Kein Lächeln mehr in dem hübschen Gesicht, kein Strahlen in den schönen Augen. Vorsichtig näherte sich die Fee. Als sie das Vertrauen der Frau erlangt hatte, war sie bereit, der Fee zu erzählen. Als sie geendet hatte war der Fee sehr schwer ums Herz, denn sie wusste, dass sie einen Fehler gemacht hatte damals, einen nicht wieder gut zu machenden schweren Fehler. Sie hatte sich blenden lassen von den Worten des Mannes,sie hatte, ganz gegen die geltenden Regeln, an die sich Feen zu halten haben, mit menschlichen Gefühlen manipuliert.

Zwar hatte sie den Mann glücklich gemacht, er aber, im sicheren Bewusstsein der Liebe seiner Gefährtin, hat sich nicht für Ihre Bedürfnisse, Wünsche und Gefühle interessiert. Er hat ihre Seele verletzt, ihr das Lächeln geraubt und ihr Herz gebrochen.

Als die Fee sie fragte, ob sie einen Wunsch habe, antwortete sie: „Ich wünschte, ich könnte aufhören ihn zu lieben"

©Waldvee, Johanna Götz